::Persönlichkeiten aus der Wissenschaft schlagen Alarm::
Immer häufiger fehlen Fachpersonen für Systematik
Die Systematik liefert wichtige Grundlagen, damit die Biodiversität erfasst und benannt werden kann. Diese Schlüsseldisziplin der Biologie wird immer weniger gelehrt. Die Folge: das Wissen geht verloren. Die Akademie der Naturwissenschaften schlägt konkrete Massnahmen zur Förderung dieser Basisdisziplin vor.
Systematiker sind auch Praktiker. In Kalifornien hat beispielsweise eine unbekannte Insektenart die ganzen Zuckerrübenfelder befallen und grosse Schäden angerichtet. Man glaubte, der Schädling stamme aus Südamerika. Dort suchte man nach natürlichen Feinden, fand aber keine. Systematiker fanden schliesslich heraus, dass das Insekt aus dem Mittelmeerraum kam. Dank dieses Spezialistenwissens war es dann ein Leichtes, einen natürlichen Feind zu finden und die «Plage» erfolgreich zu bekämpfen. Dieses Beispiel zeigt, welche Bedeutung die Systematik für die Landwirtschaft hat. Systematik wird auch in der Pharmazie für die Medikamentenentwicklung gebraucht, in der Human- und Tiermedizin, um richtige Diagnosen zu stellen, oder für Entwicklungen in der Biotechnologie.
Klar ist: die Basisdisziplin Systematik muss weiter gepflegt werden. Eine Umfrage zeigt aber, dass wichtige Wissensgebiete der Systematik verloren gehen. Dies weil ältere Systematiker pensioniert werden und ihr Wissen nicht mehr weiter vermittelt wird. An den Hochschulen wurden in den letzten drei Jahrzehnten systematisch orientierte Professuren aufgelöst oder anderen Disziplinen zugeordnet. Trotzdem bekennen sich die meisten Hochschulen zu einer breiten Grundausbildung in Biologie. Doch Dozenten für diese Lehre können immer weniger an Universitäten gefunden werden und für Studierende gibt es nur wenige Möglichkeiten, sich in Systematik zu spezialisieren. Resultat: der Systematiker-Nachwuchs fehlt.
Dies ist der Grund, weshalb rund zwanzig Persönlichkeiten aus der Wissenschaft für die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) ein Positionspapier zur «Zukunft der Systematik in der Schweiz» erarbeitet haben. Da sie Nachwuchsprobleme sehen, fordern sie, dass der Schweizerische Nationalfonds auf die Entwicklung der Systematik einwirkt. Anträge aus diesen Fachgebieten sollen bessere Chancen erhalten als bis anhin. Dazu soll ein Förderprogramm diesen Wissenschaftsbereich stärken. Auch Museen und botanischen Gärten werden aufgerufen, Nachwuchs zu fördern und sich für internationale Programme zu bewerben. Denn in der Schweiz gibt es über 40 Millionen konservierte Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen. Darunter sind weit mehr als 100'000 Typenbelege, anhand derer neue Arten erstmals wissenschaftlich beschrieben wurden, und die als Grundlage für die Benennung der Arten dienen. «Die Schweiz trägt mit diesen Referenzbelegen, die weltweit einmalig sind, eine grosse Verantwortung. Sie muss diese Sammlungen unterhalten und mit Profis aus den biologischen Schlüsseldisziplinen ihre Rolle auch international wahrnehmen», meint Daniel Burckhardt, Präsident der Task Force Systematik und Konservator am Naturhistorischen Museum Basel. Eine weitere Massnahme, um das Bewusstsein für Systematik zu fördern, war die Initiierung der Schweizerischen Gesellschaft für Systematik.
Gerne vermitteln wir Ihnen Kontakte zu folgenden Systematikern
Prof. Wolfgang Nentwig, Universität Bern
Prof Peter Duelli, Präsident des Forums Biodiversität
Rolf Holderegger, Foscher, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL
Philippe Clerc, Conservateur au Conservatoire et Jardin Botaniques de Genève Yves Gonseth, directeur du Centre suisse de cartographie de la faune - CSCF
Swiss Systematic Society
Druckversion des Positionspapiers können Sie kostenlos bestellen: info@scnat
Positionspapier (PDF) / Medienmitteilung (PDF)